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Der Fährmann und das Kalb

  Mündlich von einem älteren Besitzer in Buderose

Ein früherer Besitzer auf Webers in Buderose war Fährmann. Da war es denn auch zwischen beiden Lichten, da ruft es immer über der Neiße: „Holt, holt!“ Er nimmt seinen Kahn und fährt herüber. Wie er herüber kommt, sieht er niemand. Er fragt: „Na, ist denn niemand da?“ Es meldet sich niemand. Da wird es ihm doch so schaurig, und er will wieder zurückfahren.

Als er den Kahn mit der „Koffe„ vom Lande abdrückt – dann geht doch der Kahn hinten mehr ans Land heran – da kommt ein checkig Kalb, und ob es wollte in den Kahn springen, springt es dicht neben dem Kahn ins Wasser. Wäre es ein Stückchen weiter gesprungen, dann traf es den Kahn, und der Fährmann hätte müssen ertrinken.

Das hat er sehr oft erzählt. Es soll ihm auch ein paarmal passiert sein.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894