Das Hexenloch zu Merode

 Mündlich von vielen.

Auf dem Schlosse zu Merode ist im untersten Gewölbe eines Turmes ein Gefängnis, das im Volksmunde allgemein das Hexenloch genannt wird. Darin wurden die Hexern so lange gefänglich eingesperrt, bis sie nach ihrer Verurteilung auf dem „Schöbbich“ zu Echtz verbrannt wurden.

Durch ein viereckiges Loch einer eisenbeschlagen, schweren Türe wurden den Gefangenen auf einer Gabel die Speisen durchgereicht. Die Ringe kann man noch heute sehen, woran die Gefangenen gefesselt waren. Das düstere Hexenloch soll außer Hexen, wovon es seinen Namen hat, auch noch andere Gefangene beherbergt haben.

Man hatte auf dem Schlosse lange, eiserne Trompeten, womit die Leute der Herrschaft zur Arbeit und zum Dienste gerufen wurden. Wer nicht pünktlich erschien, wurde ins Hexenloch geworfen. Deshalb war alles bange vor dem Hexenloche. Man warnte unartige Kinder mit den Worten: „Nämm dich in aach, sonst köst du en et Hexeloch.“

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Sagen aus dem Indegebiet, 1914; Seehexen