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Die Schlossjungfer im Katharinensee bei Müllrose

  Mündlich aus Schenkendorf u. Fünfeichen 
  u. brieflich von Lehrer Fenzke in Berlin

An der Stelle, wo sich jetzt der Katharinensee befindet, soll früher ein Schloß, welches Katharina hieß, gestanden haben, das nun im See verschwunden ist. Noch jetzt werden die Namen Bleiche, wie das südliche Seeufer heißt, Kohlgarten und Schloßgraben 1) mit dem ehemaligen Schlosse in Zusammenhang gebracht. In diesem soll sich eine Schloßjungfer befinden, die noch immer auf ihre Erlösung wartet.

An der Zugbrücke, die über den Katharinengraben führt, der den See mit dem Friedrich-Wilhelms-Kanal verbindet, ist sie um Mitternacht verschiedenen Personen begegnet; sie streckte ihnen einen Schlüssel entgegen, versank aber, wenn dessen Annahme verweigert wurde, sofort in das Wasser.

Wer sich in der Mittagsstunde am Katharinensee schlafen legt, zu dem kommt die Jungfer und stößt ihn mit dem Fuße an. Wenn er dann die Augen aufmacht, zeigt sie ihm ein Bund Schlüssel.

Im Katharinensee und im benachbarten großen See soll je eine Stadt untergegangen sein. Fischer haben schon viele Sachen mit dem Netze in die Höhe gebracht.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894


1)
Weg vom See nach Kaisermühl