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Der Nix im Strieming bei Lahmo und das Hilferufen

  Mündlich von Mehley u. Ad. Dammasch in Lahmo

Der Strieming ist ein sehr gefährliches Wasser, das fast regelmäßig seine Opfer fordert. Es sind schon sehr viel Menschen aus Lahmo darin ertrunken. Die Eltern warnen ihre Kinder vor demselben mit den Worten: „Geht nicht ans Fließ, darin sitzt der Wassernix; der hat eine rote Jacke an und eine rote Zippelmütze auf, der zieht euch herein!“

Vor etwa sieben Jahren hörte man es des Abends unten an der Oder kläglich schreien: „Hilfe! Rettet doch! Rettet!„ In Lahmo lief fast das ganze Dorf zusammen und auch die Bewohner von Cuschern und Schiedlo wurden durch das Rufen in Unruhe versetzt.

Es dauerte aber nicht lange, dann ertranken im alten Strieming bei Bessers Schlößchen zwei Kinder aus Lahmo, Bruder und Schwester. Der Knabe, der dort Gänse hütete, hatte wohl gebadet, war in Not geraten, und die Schwester, die ihm Mittagbrot bringen sollte, hatte ihn jedenfalls retten wollen; denn sie wurde bekleidet, er nackend als Leiche gefunden.

Damals sagten alle Leute, daß das Hilfegeschrei nur eine Vorbedeutung gewesen sei.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894