<< Die beiden Nixe in Worms' Lache zu Guben | Niederlausitzer Volkssagen | Der Nix im Strieming bei Lahmo und das Hilferufen >>

Das Nixenschloß in Pethlacks Keite zu Lahmo

  Mündlich von Säusler Richter in Lahmo

In Pethlacks Keite zu Lahmo wohnte ein Wassernix, der oft in den alten Dorfkrug zu Tanze kam und sich unter die jungen Burschen mischte, ohne daß diese wußten, woher der Fremdling war. Er tanzte fleißig mit den Mädchen, und eine derselben verliebte sich in ihn. Auch er fand Gefallen an ihr.

Als sie vertrauter mit ihm geworden war, fragte sie ihn, wo er her sei und wo er wohne, und da er von einem Schlosse erzählte, wurde sie neugierig und wünschte ihn zu begleiten. Er nahm ihr Geleit auch an.

An Pethlacks Keite angekommen, ergriff er seinen Stock und schlug ins Wasser. Da stand plötzlich ein wunderschönes Schloß vor ihnen. Sie gingen nun hinein, und er zeigte ihr alles. Aber der alte Nix, der zu Hause geblieben war und schon schlief, wurde munter und rief: „Hier riecht's nach Menschen! Hier riecht's nach Menschen!“ Der Sohn aber sagte: „Ach, Vater, ich bin zu Tanze gewesen; ich habe wohl noch etwas von dem Geruch mitgebracht!“

Nachher führte er das Mädchen wieder zum Schlosse hinaus und gestand ihr, daß er sie nicht heiraten könne, weil er ein Nix sei. Er ist später wieder in den Krug zu Tanze gekommen. Nun kannten sie ihn aber und bemerkten nun auch, daß dort, wo er gesessen hatte, stets ein nasses Stellchen war.

In Bethlads Lache soll auch öfter eine Wasserjungfer empor getaucht sein.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894