Die Stadt Gression auf dem Schlicher Keller

  Mündlich von mehreren

Unterhalb Schwarzenbroich heißt eine Stelle im Walde „op dem Schlicher Kelde“. Früher war dort ein weit ausgedehnter Weideplatz, heute wachsen auf ihm Waldbäume. In uralter Zeit, so geht die Sage, erhob sich an der Stelle eine große und schöne Stadt, die Gression hieß und von Gressenich bis Düren reichte.

Einige behaupten, daß auch auf dem benachbarten Klosterberge und dem Erbs Häuser gestanden haben. Die Bewohner der Stadt führten ein lasterhaftes und gottloses Leben. Aber Gottes Langmut hat ihre Grenzen. Eines Tages bei einem tollen Festesjubel entlud sich über der Stadt ein furchtbares Unwetter. Eine Wasserflut kam und zerstörte die Stadt; nur die Kellerwerke und Grundmauern blieben übrig. Das Wasser riß selbst die Gebäude von den beiden Bergen spurlos hinweg, und kein einziger Bewohner blieb verschont.

Ungewöhnlich große, rote Dachpfannen und andere Ziegel im Boden des ehemaligen Weideplatzes zeugen von der Stadt. Etwas unterhalb Schwarzenbroich fand man im Bruche steinharte, schwarze Baumstümpfe mit ihren Wurzeln nach oben gekehrt, in denen das Volk die Zeichen der großen Flut, die der Stadt ein Ende machte, zu erkennen glaubte.

Quelle: Heinrich Hoffmann, Zur Volkskunde des Jülicher Landes, Zweiter Teil: Sagen aus dem Indegebiet; www.stolberg-abc.de