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Die Druisteine bei Weigsdorf

  O. u. N.-L. Chronik. S. 69. 83. 
  Preusker. I. S. 10–23.

Nicht weit von der böhmischen Grenze ist eine waldige Gegend, die heißt der Hain oder schlechtweg das Hähnel. Da giebt es eine Hainstraße und einen Hainsteg und einen Hainbrunnen. Auf einem hoch gelegenen Hügel aber stehen die Druisteine, vom Volke auch „der alte Götzentempel“ genannt. Es sind fünf mächtige Felsblöcke neben einander; quer über zweien liegt ein sechster. Ein siebenter, der aber jetzt abgesprengt ist, bildete die Decke auf der anderen Seite. Der obere Block heißt der Opfertisch und zeigt sieben von Menschenhand gearbeitete kesselartige Löcher rings um eine größere natürliche Vertiefung. Die unteren Steine bilden einen Durchgang für zwei nebeneinander gehende Personen.

Seit Menschengedenken wird an festlichen Tagen der Ort von den umwohnenden Sachsen und Böhmen besucht. „Ein Bischen auf die Druisteine gehen,“ sagte man sonst. Besonders am Johannis- sowie am Lätare- und Ostertage wird der Ort von jungen Leuten nicht leer, zumal am Johannistage, wo das herkömmliche Johannisfeuer darauf angezündet wird. Das Volk hält den Stein in so hoher Achtung, daß es sich früheren Gutsbesitzern wiederholt hartnäckig widersetzte, als diese den Felsen sprengen wollten. Noch vor zwei Jahrhunderten gab es alte Leute, die bei Sonnenauf- und Untergange dort zu beten pflegten.

Ein vormaliger Ortspfarrer, Martin Niger aus Troppau (1614–1630), sah zu wiederholten Malen ein altes Mütterchen am Hügel ihre Andacht verrichten. Sie erzählte ihm auf Befragen, daß sie schon mit ihrer Großmutter bei Sonnenauf- und Untergang hierher zu beten gegangen sei.

Anmerkungen: Ob Druistein soviel bedeutet wie Druidenstein? Böhmen war ja entschieden von Celten bevölkert, die dem Druidenkultus ergeben waren. Noch heißt das nahe Gebirge der welsche (= gälische, keltische) Kamm. Ist es nicht mindestens interessant, daß die letzte Verehrerin eine alte Frau war? eine Nachkömmlingindruidischer Priesterinnen.

Einige sehr alte Bäume sind der Ueberrest des heiligen Hains, der zu christlichen Zeiten an die Kirche kam. Auch der Opferfelsen gehörte früher zur Pfarrwidemuth der nahen Weigsdorfer Kirche. Urnen und Kelts sind zahlreich dort gefunden worden. Die Bevölkerung hat in Mundart und Tracht viele alterthümliche Eigenheiten (Leske). Die an der Anhänglichkeit des Volks gescheiterten Zerstörungsversuche gingen von einem Herrn von Goldenberg (1764) und einem Grafen von Einsiedel (1785) aus.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862