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Wortbruch gegen ein Irrwischchen ist gefährlich

  Mündlich von der alten, aus Jaulitz gebürtigen Frau Schuster in Guben

Klinke aus Jaulitz, der auch gern einen (nämlich einen Schnaps) trank, kam eines Abends bei großer Finsternis aus Jeßnitz und sah auf einmal ein Irrwischchen vor sich hin und her tanzen , so daß er nicht mehr wußte, wo er war. Da sagte er zu dem Irrwischchen: „Wenn du mich nach Hause bringst, gebe ich dir einen Dreier!„ Und es führte ihn.

Als er dicht am Dorfe Jaulitz angekommen war, dachte er, nun könne er nicht mehr fehlgehen; denn er wohnte gleich an dem nach Starzeddel zu gelegenen Ende des Dorfes. Deshalb sagte er zum Irrwisch: „Ich habe keinen Dreier mehr, kann dir also auch keinen geben.“ Da tanzte das Lichtchen wieder vor ihm her.

Er ging aber ganz sicher vorwärts, wunderte sich indes bald, daß er keinen Zaun antraf. Auf einmal sah er vor sich einen hellen Streifen, der wie eine Wasserrinne aussah. Da dachte er: Nun gehst du aber keinen Schritt mehr vorwärts; lieber legst du dich auf der Stelle nieder.

Als er am andern Morgen erwachte, lag er dicht an der Lubst und zwar an einer tiefen Stelle, an der schon drei Menschen ertrunken waren.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894