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Irrlichter als Jüdelchen

  Von einer Bäuerin in Coschen

Etwa vor 70 Jahren waren die Rauchwiesen südlich von Coschen noch ein vollständiger Sumpf. Damals mußten die Bauern, weil sie am Tage Hofedienste zu thun hatten, ihre eigenen Arbeiten zumeist des Nachts machen.

Eine alte Frau ging als Mädchen mit ihrem Vater abends häufig in den Sumpf Schilf und Segge schneiden. Dabei sah sie häufig Lichtchen hin und her tanzen. Wenn sie dann zu ihrem Vater sagte: „Vater, dort ist schon wieder ein Lichtchen!“ dann erwiderte er: „Die Lichtchen thun uns nichts, das sind die kleinen Jüdelchen; komm, wir wollen weiter gehen, wir werden nicht auf sie zugehen!“

Sie sollen aber viele in den Sumpf geführt haben.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894