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Auszug der Erdleute

  Mündlich aus Lahmo.

In Lahmo hat ein Besitzer auf Dommsen Gute die Erdleute zu allerletzt gehabt. Wenn die Bauersleute aßen, ließen sie in Näpfen und Schüsseln für die Erdleute stets etwas übrig, die es auch regelmäßig verzehrten. Die Erdleute waren klein und gingen nackend. Sie verrichteten in dem Hause ihres Wirtes alle Arbeiten. Sie kehrten die Stube aus, wuschen das Geschirr ab, fütterten das Vieh, putzten die Pferde.

Sie waren nur ihrer zwei, ein Mann und ein Weib. Dem Bauer und der Bäuerin that es leid, daß die Erdleuten nackend gehen mußten, und da diese ihnen fortdauernd die Arbeiten verrichteten, wollten sie sich ihnen dankbar beweisen; sie ließen daher der Frau ein Kleidchen und dem Manne Höschen und Röckchen beim Schneider machen und legten ihnen die Sachen hin.

Als die Erdleute die Kleider sahen, wurden sie betrübt und sagten: „Nun haben wir unsern Lohn, jetzt können wir auswandern.“ Sie wanderten auch aus und dabei weinten sie immer die Dorfstraße entlang; sie gingen nach Cuschern zu und sollen sich dort wieder festgesetzt haben, doch wußte der Erzähler nicht, bei wem.

Sie wohnten in der Erde, z. B. auch im Beekberge. Sie heißen auch Jüdelchen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894