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Die Heinchen am alten Exerzierplatz bei Guben

  Mündlich von Frau Raschke in Guben

Dort, wo nördlich von der Märkisch-Posener Eisenbahn das sandige Tafelland des Gubener Exerzierplatzes an den Schießständen 3 bis 5 Meter zum Neißethal abfällt, sind Wohnungstrümmer aus germanischer Zeit aufgedeckt worden. Hier sollen nach dem Bericht einer Frau die kleinen Heinchen ihre Hüttchen in der Erde gehabt und darin gewohnt und gekocht haben. Die Feueressen sahen nur aus dem Boden heraus. Dicht dabei befand sich eine tiefe Lache, in der kein Grund zu erreichen war. Um diese liefen des Abends die Männchen herum und suchten mit ihren Lichterchen die Leute hineinzulocken.

Die Heinchen waren wilde Menschen, die, als die Gegend dichter bevölkert wurde, vertilgt worden sind. Das hat ein alter Mann erzählt, der noch Schnallenschuhe trug und der nun schon lange tot ist. Er hatte die Lüttchen noch gesehen.

Am rechten Neißeufer unterhalb des Exerzierplatzes gab es früher viele tiefe Lachen. Manche waren halb zugewachsen. Auf der grünen Rasendecke saßen oft die Heinchen und schaukelten sich. Ein Schiffer aus Guben kam einmal des Nachts an der Neiße herauf und hatte wohl auch einen im Kopfe; der sah auch die Männchen: es waren zwei Lichterchen, die tanzten immer vor ihm her. Bald waren sie hier, bald dort. Da nahm er seine Mütze, warf nach ihnen und sagte: „Euch muß ja gleich der Teufel holen!“ Jetzt waren sie weg und er suchte seine Mütze.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894