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Ein Lutk bringt Aschkuchen

  Veckenstedt, Wend. Sag. u. Märch., S. 171; 
  dort mitgeteilt durch Professor Dr. Wagler inGuben.

Ein Bauer pflügte einmal auf dem Lutkiberge 1) bei Reichersdorf. Er ließ den Pflug etwas tief gehen. Da stand plößlich ein Lutk2), ein kleiner, kaum einen Fuß hoher Mann, vor ihm. Der Lutk hatte einen langen, grauen Bart und sagte zu dem erstaunten Bauer: „lieber Mann, laß doch deinen Pflug nicht so tief gehen, du zerstörst ja unsere Wohnungen. Wenn du nicht so tief pflügst, so erhältst du dafür morgen ein Stück Kuchen; denn wir backen heute gerade.“

Der Bauer ging auf den Wunsch des Lutk ein und pflügte nicht mehr so tief. Als er am andern Morgen auf das Feld kam, fand er wirklich ein Stück Kuchen; dasselbe schmeckte aber so nach Asche, daß er es wieder wegwarf.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894


1) , 2)
Dieser Name in Reichersdorf nicht volkstümlich