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Die Kriegsgöttinnen der Wenden

  Ditmar. Chron. VII. p. 223. 
  Frenzel, de idolis slav. diss. III. § 10. 
  Manlius, de Rebus Lus. I.

Wenn die lausitzischen Wenden zu Felde zogen, so trugen sie auf ihren Fahnen die Bilder von Göttinnen, kunstvoll eingewirkt, und hielten den Verlust derselben für das größte Unglück. Als sie schon unter Markgraf Hermann dem Kaiser Kriegsdienste leisteten und mit den Deutschen gemeinschaftlich gegen die Polen fochten, verletzte einst ein Deutscher aus des Markgrafen Gefolge durch einen Steinwurf das Götterbild. Sie beklagten sich beim Kaiser und erhielten eine große Geldsumme, um die Fahne wieder auszubessern. Als sie aber kurz darauf eine andere solche Fahne bei einem Flußübergange einbüßten, beschlossen sie, nach Hause zurückgekehrt, nicht wieder in des Kaisers Heere zu dienen, und es war schwer sie zu beruhigen.

Anmerkungen: Die Nordwenden führten den Drachen Zirnitra in ihren Fahnen. Diese Göttinnen, von denen Ditmar spricht, waren wohl auch nur weibliche Drachensymbole - kriegerische Schlangenköniginnen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862