<<< vorherige Sage | Zwergsagen aus der Ober- und Niederlausitz | nächste Sage >>>

Der Schatz im Venusberge

Andere sagen, daß auch noch später welche gesehen worden sind, die man zurückgelassen hat, die im Venusberge verwahrten schätze zu bewachen. einmal zur christnacht sah ein vorübergehender den berg sich öffnen, drin saßen die feensmännel auf großen goldhaufen und riefen ihm zu:

greif ein’ griff und streich ein’ strich und packe dich.

er hat sich’s aber nicht getraut.

Anmerkung. Der berg ist gleich dem benachbarten Borsberge eine alte heidnische opferstätte (Pescheck im N. L. magaz. 1838[L 6]). ob der name des berges und zwerges von Venus oder Fee abzuleiten, ist viel unnöthig gestritten worden. die göttin, deren diener die zwerge sind, heißt ebenso oft Fee als Venus. es ist aber die weiße frau, frau Holle. in der christnacht, wo der wilde jäger zieht und mit ihm frau Holle, öffnen sich alle geheimnisse des berges. sollte vielleicht der name Ostritz auf den dienst der Ostara schließen lassen? Warum überhaupt ist die göttin selber nicht erwähnt? es scheint, daß sie zu zeitig den berg verließ und wie in der wirklichkeit, so auch in der sage – in’s kloster ging – zur hl. Maria wurde. nicht zufällig ist nämlich an dieser heidnischen opferstätte, die sicher noch lange zeit ein zufluchtsort der götzendiener war, das kloster Marienthal gegründet worden.

Quelle: Karl Haupt, Zwergsagen aus der Ober- und Niederlausitz, Verlag der Dieterichschen Buchhandlung Göttingen, 1859; Wikisource