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Der schlafende Prinz

  Ströbitz

Für einen Prinzen, welcher verwünscht war, hatte sich die Zeit erfällt, in welcher er erlöst werden konnte, deshalb sprach er zu einem Bauer: „Du kannst mich erlösen, wenn Du mit Deiner Zunge meine Zunge berührst: es wird Dir aber schwerlich gelingen.“ Der Bauer gab sich alle mögliche Mühe, den Prinzen zu erlösen, jedoch vergeblich. Da sprach der Prinz: „Nun muss ich noch hundert Jahre schlafen. Erlösen kann mich auch dann nur Jemand, der in einer Wiege gelegen hat, welche aus den Linden gefertigt ist, die hier gewachsen sind.“ Die Linden waren aber zur Zeit noch ganz klein.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880