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Der schnelle Frosch

  Aus Haupt und Schmaler's wend. Liedern II. Anhang.

Der Fuchs kam zum Teiche gelaufen und wollte trinken. Da saß ein Frosch, der blies sich dicke auf und quakte ihn nur so an. Das ärgerte den Fuchs und er sagte verächtlich: Geh weg, alberner Frosch, oder ich freß dich. Fuchs, thu doch nicht so hochmüthig, entgegnete der Frosch, ich bin ja doch schneller als du. Darüber lachte der Fuchs hellerlaut. Doch der Frosch hörte nicht auf, ihn anzuquaken und schrie immerfort: Ich bin doch schneller als du. Da machte der Fuchs ein pfiffiges Gesicht und sagte: Höre, Frosch, wir wollen wetten. Du magst mit mir in die Stadt laufen, und wer zuerst am Thore ist, der hat gewonnen. Gut, sagte der Frosch, ich bin's zufrieden, mach fort. Und der Fuchs drehte sich um und fing an auszuziehen, hast du nicht gesehen, ohne sich nur einmal umzuschauen. Aber im Augenblick, als der Fuchs sich umwendete, um fortzulaufen, nahm der Frosch seinen Vortheil wahr und sprang hurtig und unbemerkt in den dicken Schwanz des Fuchses hinein. Als nun der Fuchs fast athemlos am Thore angekommen war, drehte er sich um, um zu sehen, wie weit der Frosd noch hinter ihm wäre. Während dem sprang der Frosch aus dem Schwanze heraus auf die Gasse. Der Fuchs sah sich bald die Augen aus und konnte den Frosch nirgends erblicken, wendete sich daher wieder um, um vollends in die Stadt hineinzugehen und sich einen Trunk Bier zu kaufen, denn er war von dem schnellen Lauf sehr ermüdet. Da quakte ihn der Frosch gar lustig an und rief überlaut: Nun, bist du endlich auch da? ich habe schon eine gute Weile gewartet und wollte mich eben wieder auf den Heimweg machen. Ich dachte schon, du würdest gar nicht nachkommen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862