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Je größer der Schelm, je größer das Glück

  Aus Haupt und Schmaler's wend. Liedern II. Anhang.

Es waren aber einmal drei Brüder. Diese gingen zusammen auf die Jagd und brachten einen Hasen mit nach Hause. Daheim hätte gern Jeder den Hasen für sich selber genommen und es entstand hierbei ein großer Streit, so daß sie zum Herrn klagen liefen. Dieser aber sagte: Wer die größte Lüge weiß, der erhält den Hasen. Kommt deshalb morgen wieder. Sie kamen des andern Tages und der Erste sagte: Wir haben einen solchen Ochsen, dass er, wenn wir ihn auf die Weide lassen, mit den Hörnern bis an den Himmel reicht. Der Andere sagte: Wir haben vor unserem Hofe einen solchen Haufen Dünger, daß unser Hahn, wenn er hinaufsteigt, die Sterne aus dem Himmel pickt. Der Dritte sagte: Wir haben hinter unserer Scheune einen solchen Teich, daß, wenn wir einem Pferde beim Tränken etwas Lab an den Schwanz binden, wir so viel Quark und Käsestoff hervorbringen und so viel Molken fertig machen, daß das ganze Dorf und euer Hof sieben Jahre genug daran hat. Nun, so soll mich doch dieser und jener - sagte der Herr, daß ist ja eine Erzlüge; hier hast Du den Hasen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862